Freie Fahrt für die Heidekrautbahn - Aktivierung des Nordastes nach Liebenwalde

Die Bedienung der Strecke nach Liebenwalde wurde 1997 eingestellt. Die Bahn fährt derzeit lediglich bis Wensickendorf und an den Wochenenden nach Schmachtenhagen. Die Haltepunkte / Bahnhöfe in Zehlendorf, Kreuzbruch, Sandberge und Liebenwalde sind nicht mehr mit der Bahn erreichbar. Die KAG Heidekrautbahn e.V. hat - nach dem Erfolg mit der Stammstrecke nach Berlin-Wilhelmsruh - nunmehr ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Wiederinbetriebnahme der Strecke nach Liebenwalde verlegt.

Regionale und bundesweite Initiativen

Die “Kommunale Arbeitsgemeinschaft Region Heidekrautbahn e.V.” (KAG) fordert die Instandsetzung und Wiederinbetriebnahme der Bahn nach Liebenwalde. Sie erhält dabei Unterstützung durch bundesweit agierende Initiativen - vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Allianz pro Schiene e.V. Der VDV ist der führende Branchenverband der deutschen Verkehrsunternehmen. Im VDV sind rund 600 Unternehmen des öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs organisiert. Die Allianz pro Schiene e.V. ist ein gemeinnütziges Verkehrsbündnis auf Bundesebene -

so wie die KAG Heidekrautbahn auf regionaler Ebene. Die Strecke nach Liebenwalde wird vom VDV unter der Projektnummer 6503 geführt. Als Grund wird benannt: “Erschließung einer bisher vom Schienenpersonennahverkehr  - SPNV -  unterversorgten Region zur Herstellung eines besseren Grundangebotes im öffentlichen Verkehr (Schwerpunkt „Erschließungsfunktion”). Die Maßnahme wird mit hoher Priorität durch den VDV eingestuft. 

Untersuchung im Auftrag der NEB

Aus einer Untersuchung im Auftrag der NEB ergeben sich folgende Eckdaten für eine Wiederinbetriebnahme der Strecke nach Liebenwalde:

Streckenlänge: 13 km
Fahrzeugeinsatz: bei Stundentakt mir Fahrzeugbestand möglich
Erschließung: 3.600 Einwohner
PKW Stellplätze: 30 (Bahnhof Liebenwalde, P+R)
Fahrgastaufkommen: 470 Ein-/Aussteiger pro Tag
Kosten: ca. 25 Mio (hauptsächlich durch 2 Brücken)

Freischnitt nach Liebenwalde

Unter diesem Motto hat die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Region Heidekrautbahn begonnen, weitere Argumente für die Wiederaufnahme des Betriebs auf der Strecke nach Liebenwalde zu sammeln und durch öffentliche Aktionen diese Bestrebungen zu unterstützen.

Im Frühjahr 2019 hat eine Begehung der Streckung stattgefunden. Die Kartierung der Biotoptypen kann hier eingesehen werden.

Dem Freizeitverkehr Beachtung schenken

Aus der Sicht der KAG Heidekrautbahn sollte auch der Freizeitverkehr bei der Bewertung einer Wiederinbetriebnahme der Strecke berücksichtigt werden. Laut Auskunft der NEB steigt unter den Fahrgästen der Anteil des Freizeitverkehrs gegenüber den Pendlern. Das hat z.B. zur Folge, dass an den Wochenenden der Takt nach Groß Schönebeck verdichtet wird (1-Std.-Takt in der Ausflugs-/Sommerzeit bis 25.10.2020). Mit den Haltepunkten Liebenwalde / Zerpenschleuse der Heidekrautbahn ergeben sich neue Möglichkeiten für Bootstouren auf dem Langen Trödel / Finowkanal und

den Rad- und Wandertourismus. Mit dem Fahrrad - das zunehmende Bedeutung erhält - gibt es folgende attraktive Touren mit Anschlüssen an die Bahn:

  • nach Groß Schönebeck (Jagdschloss, Ausstellung Jagd + Macht, Wildpark)
  • nach Zerpenschleuse und weiter am Finowkanal nach Eberswalde (Zoo, Familiengarten) und Niederfinow (RB60 der NEB).

Entwicklungspotenziale für Wohnen und Arbeiten an den Haltepunkten

Weiterhin ergeben sich Entwicklungspotenziale an den Haltepunkten - speziell in Liebenwalde, Zehlendorf und Wensickendorf für neue Standorte von Wohnen und Arbeiten.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau eines leistungsfähigen Internets - und einem Bahnanschluss nach Berlin - liegen hier hervorragende Standorte für das Zusammenrücken von Wohnen und Arbeiten.

“Das Landleben rückt neuerdings in den Fokus eines urban geprägten Milieus. Man trifft sich auf der DigitaKonferenz re:publica in Berlin und diskutiert, wie sich neue, flexible Formen digitalen Arbeitens mit dem Landleben verbinden lassen. Auf sogenannten Meetups planen Stadtmüde, wie sie ihren Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen und Arbeiten auf dem Land in die Tat umsetzen können.

Viele der neuen Landbewohner arbeiten in Wissens- und Kreativberufen – von den klassischen Digitalarbeitern wie Programmierern und Grafikdesignern über Architekten und Journalisten, bis hin zu Sozialwissenschaftlern oder Kulturmanagern. Sie bringen eine wichtige Voraussetzung für das Landleben mit: Sie können einen Großteil ihrer Arbeit von überall her erledigen – also auch am heimischen Computer auf dem Land. Neben jenen, die örtlich flexibel arbeiten können, sind unter den Projektteilnehmern aber auch solche mit ortsgebundenen Berufen, wie Lehrer und Sozialpädagogen, Ärzte oder Handwerker.” 

(Quelle: Urbane Dörfer, Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerungsentwicklung, 2020. Weitere Infos)

Wichtig ist die Entdeckung der wirtschaftlichen und soziokulturellen Chancen einer Nutzung der Gewerbe- und Bahnbrachen an den Haltepunkten der Bahn als Standorte für innovative Unternehmen und moderne Arbeits- und Wohnformen durch die Kommunen. Ihnen obliegt es die vorhandenen

planungsrechtlichen Instrumente zum Einsatz zu bringen. In vielen Fällen wird das nur in Abstimmung mit der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft als Grundstückseigentümer - durch Freistellung vom Fachplanungsrecht des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) - möglich.

Aufwertung ländlicher Siedlungen

Nicht zu unterschätzen ist auch der Wert einer Bahnverbindung für das heutige Selbstverständnis der Bürger auf dem Land. Funktionale Bahnverbindungen sind heute ein wichtiger Standortfaktor. Es macht einen Unterschied, ob man “abgehängt” wird, wie 1997 erfolgt, oder ob man “dabei ist". Das "Abhängen" des Wohnortes von der Bahnverbindung ist dabei 1997 kaum

bedauert worden. Die vernachlässigte Bahn bot wenig Komfort und das eigene Auto sowie der Straßenausbau standen im Vordergrund der Interessen. Erst jetzt, wo die Pendlerwege auf der Straße überfüllt sind und der Fahrzeug-Stau täglich Stress verursacht, wird die Bahn wieder als komfortable Alternative entdeckt.

Kurze Planungswege

Während viele “unwirtschaftliche” Bahnstrecken rechtlich entwidmet, die Gleise demontiert und die Grundstücke verkauft wurden, ist das auf der Strecke nach Liebenwalde anders: die Trasse ist als Bahnverbindung rechtlich

gesichert und die Gleise liegen noch. Damit sind die Voraussetzungen für eine Wiederinbetriebnahme des Bahnbetriebs ohne lange Planungsprozess gegeben.

Umfrage in Liebenwalde

Mit einer Umfrage unter den Bürgern in Liebenwalde wird das Thema “Anschluss der Stadt an die Bahn” auf die Tagesordnung gesetzt. Dazu wurde ein Fragebogen entwickelt und mit der Stadtverwaltung Liebenwalde abgestimmt. Die Umfrage erscheint im Heimatjournal und auf dieser Website (siehe "Aktuelles").

Zur Aktion: Freischnitt

Um die Dringlichkeit der Wiederherstellung des Bahnanschlusses für Liebenwalde zum Ausdruck zu bringen, sind Freischnitt-Aktionen auf der Trasse vorgesehen. Um die Belange des Natur- und Artenschutzes dabei zu berücksichtigen wurde eine landschaftsplanerische Begutachtung

durchgeführt. Der Fahrplan für die Freischnittaktionen wird derzeit erarbeitet und abgestimmt. Zusammen mit den Ergebnissen der landschaftsplanerischen Untersuchung wird auch der Fahrplan für die Freischnittaktionen auf dieser Website bekannt gemacht.